Sagt mal wie kommt Ihr nachher in die Stadt?

Im Flugzeug kommt man zumeist nicht drumherum mit anderen Menschen in Kontakt zu treten. Da kommt es auf den Gesprächspartner im Flieger an, ob man nur seine Frage beantwortet bekommt oder die Lebensgeschichte der Person dazu. Wenn man zu zweit reist hat man ja automatisch jemanden. Wer alleine reist ist eher auf solche Kontakte angewiesen (auch wenn Sie mit der Zeit nervig werden). 

Neben den verschiedenen Talks im Flieger habe ich zwei Jungs angesprochen. Diese wollten augenscheinlich auch nach Hanoi und so fragte ich ganz einfach

Sagt mal wie kommt Ihr nachher in die Stadt?

Nach einem kurzen Gespräch hatte ich einen Platz in einem Taxi mit der Richtung Old Quarter (Stadtteil von Hanoi) sicher. Normalweise geht man dann durch alle Instanzen bis zum Taxi gemeinsam durch um sich nicht zu verlieren. Naja spätestens als ein Mitarbeiter des Flughafens mit einem Schild mit meinen Namen drauf dastand, dachte ich mir, da muss ich wohl nachher alleine in die Stadt kommen. Aber der Ralle hat mal wieder mehr Glück als Verstand. Kaum hatte ich alles abgeklärt, bin ich direkt zum nächsten Geldautomaten und siehe da Aaron (so heißt einer der Jungs aus dem Flieger) braucht auch Geld.

Die beiden sind auch schon alte Hasen was Vietnam angeht. Sie waren letztes Jahr schonmal da – Perfekt! Sie feilschen mit dem Taxifahrer und schnell sind wir zu einem ersten Preis gekommen und die Odyssee beginnt

1) Die Fahrt beginnt in einem „Golfwagen“ – nein nicht von VW, sondern bloss mit Sitzen ohne Gehäuse. Darauf nehmen nach kurzer Zeit auch 4 vietnamesische Frauen platz. Neben mir fängt die eine Frau an mit dem Handy Bilder zu machen – mit mir. Nachdem ich kurz verwirrt bin, machen wir beide gemeinsam mehrere Selfies und lachen in die Kamera. Sie ist begeistert und lächelt mich freudig an.

2)  Nach ca. 4 Minuten wechseln wir das Auto. Hab schon gedacht wir fahren die 40 min mit dem Ding in die Stadt. Nach 5 min fragt der Taxifahrer nach dem Geld und erklärt uns das er uns nicht nach Hanoi bringt sondern sein Kollege. Er fährt in eine Seitenstraße und da sitzen ca. 10 Leute mit ihren Autos. Das Geld wechselt nun sein Besitzer und wir wieder das Auto.

3) Auto Nummer 3 ist ein bisschen Älter und nicht mehr so modern wie Auto Nummer 2. Konnte der eine Taxifahrer noch brüchiges Englisch so bleibt der andere Stumm und jeder Frage bleibt unbeantwortet. Auf den Hinweis, dass er uns in verschiedene Unterkünfte bringen muss, schaut er uns verwirrt an. Die Jungs sind die ersten die am Ziel angekommen sind und ich bleibe im Taxi mit der Hoffnung heute wenigstens ins Hotel zu kommen. Nach weiteren 10 min hält er an und macht mir die Tür auf und gibt mir mein Rucksack und fährt weiter.

Bin ich da? Wo ist das Hotel? Jedenfalls nicht da wo ich jetzt stehe?

Grundsätzlich bin ich zumindestens in der richtigen Straße. So weit so gut. Ich werde das Hotel schon finden. Kann ja nicht so schwer sein – Ich und Orientierung (für die Ex-Kollegen von ReFood sag ich nur Magdeburg)

Also laufe ich los und finde es auch. Bei zweimaligen Ablaufen der Straße entdecke ich es. Trotz des relativen hohen Preis (für vietnamesische Verhältnisse) ist das Hotel von außen nur schwer als solches zu erkennen. Nur eine kleine Tür. 

Goood Morning Vietnam

Robin Williams hat es bereits 1989 herausgeschrien:

Good Morning Vietnam

So wir haben es Montag und es ist 7:00 Uhr. Ich bin gut weggekommen aus Deutschland aber dazu später mehr. Ich mache es kurz – es lief nicht alles perfekt. Obwohl ich die Lufthansa als Transportmittel gewählt habe, hatten wir bereits in Frankfurt Verspätung. Aber die Lufthansa kann diesmal nichts dafür und es wurde auch nicht gestreikt. Der Pilot teilte uns mit, dass es im Bereich Indien/Pakistan Wetterprobleme gibt und man da nicht durchfliegen kann. Also nehmen wir einen kleinen Umweg. Infolgedessen brauchen wir ein bisschen mehr Kerosin und naja entweder wir lassen ein paar Gepäckstücke in DT oder wir stürzen halt ab! Der Pilot war wohl der Meinung uns das erst in der Luft zu erzählen. Spätestens da habe ich mir gedacht, der Ralle füllt schonmal den Zettel aus

„Wo zur Höhle ist mein Backpack“

Die zwei jungen Mädels neben mir (Reiseziel Thailand) waren noch guter Dinge, dass das doch irgendwie klappt und wollten sich die Arbeit nicht antun. Ich von meiner Seite bin jetzt nicht übermäßig beschäftig in einem Flieger in 10 km Höhe und 12 Std. Reisezeit. Aber die beiden hat es auch nicht gut erwischt. Naja mit 30 min Aufenthalt kommt man nicht weit, wenn man 1,5 Std Verspätung hat. Sie hatten danach aber genug Zeit.

Meine 3,5 Std. Aufenthalt wurden auf 30 min gekürzt. Und hier ist der Knackpunkt. Mein Rucksack hat den Transport nach Kuala Lumpur geschafft aber nicht aus den Flugzeug raus. Somit war ich in Hanoi und mein Rucksack nicht. Das Ende vom Lied ist, dass mein Rucksack den kostenlosen Shuttle-Service des Flughafens in Anspruch nehmen wollte und ich erstmal mit dem auskommen musste was ich am Körper trug. Die Hoffnung war mein Gepäck in den nächsten 24 Std. zurück zubekommen.

So zum Schluss kommt ja immer das „Happy End“. Mein Rucksack ist wieder da und scheinbar auch komplett. So ich geh jetzt erstmal frühstücken und nachher erzähl ich euch von meiner verrückten ersten Taxifahrt und der Ralle quatscht mal wieder alle an. 

Wie alles begann oder auf ein neues Abenteuer

Nun der erste Eintrag … was schreibt man da? Ich bin mir da nicht so sicher. Grundsätzlich fängt doch eine Geschichte an mit 

„Es war einmal …“    oder?

Ich fang einfach mal an! Nachdem ich nach Deutschland zurückgekehrt bin und ich nach nach wieder ein „normalen“ Alltag hatte, kam immer wieder das Fernweh durch. Zum Glück bleibt ja immer nur das „Schöne“ im Gedächtnis und nicht der tägliche Kampf eines Backpackers. Also denkt man an Sonne, Meer und die vielen Sehenswürdigkeiten und nicht an die ekelhaften Hostels, die durchgelegenen Betten oder das einem immer das Essen geklaut wurde. Die Jahre vergingen und innerhalb des Studium war man auch immer mehr oder weniger sehr gut beschäftigt. Aber der Ruf der Ferne bleibt.

Als ich also bei der Anfertigung meiner Masterarbeit war, wurde sich unter den Studenten hauptsächlich darüber unterhalten – „Was kommt danach?“. Hier ging der Tenor sehr stark auseinander. Die einen wollten direkt in der Wirtschaft im Management einsteigen, die anderen wollten nach Höherem streben (solche Leute haben nach mind. 7 Jahren immer noch Lust weiter zu studieren, d.h. zu promovieren) oder eine Auszeit zu nehmen.

Bei mir wurde diese Entscheidung sehr schnell getroffen. Mein Bafög lief im September aus und ich war spätestens am 20. jedes Monats auf die finanzielle Unterstützung meiner Geschwister angewiesen. Auch hatte ich das Glück, dass einer meiner ersten Bewerbungen direkt zu einem Arbeitsvertrag geführt hatten. Somit wurden den Gedanken an einer Auszeit nach dem Studium sehr früh einen Riegel vorgeschoben. Am 28.09.16 gab ich meine Masterarbeit in Freiberg ab und am 04.10.16 trat ich meine Assistentenstelle an. 

Auch in meiner beruflichen Position gab es viele positive Dinge. Ich habe meinen Ausbilder gemacht und mich stark mit meiner Arbeit identifiziert. Hier gehört auch dazu, dass man nach 8 Jahren finanziell begrenzten Mitteln, nach langer Zeit keinen Gedanken daran verschwendet hat, ob man genug Geld für einen weiteren Abend mit den Freunden hat.  Aus dieses Sicht ging es mir sehr gut, obwohl ich wohl ein sehr genügsamer Mensch bin.

Wer fast zwei Jahre aus einem Rucksack lebt und nur das sein Eigen nennt was er tragen kann, ist aus meiner Sicht sehr genügsam. 

Erst ein Autounfall und dessen Folgen öffneten mir wieder die Augen für die wesentlichen Dinge im Leben. Bevor ich meine Familie über den Unfall informiert hatte, war mein erster Gedanke wie ich ohne Auto auf Arbeit kommen soll und ich informierte direkt meinen Chef! Im Nachhinein war ich erschrocken über mein Verhalten.

Ich machte mir über meine Lebensweise gedanken und jetzt, 17 Monate nach dem Unfall, kann ich sagen, dass war damals der erste Schritt für die anstehende Reise. Der endgültige Termin und der Reiseort war für mich noch nicht weiter relevant. Ich wollte wieder raus in die Welt.

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