Reisen unter Corona

Die Sehnsucht nach Reisen und fremden Kulturen wurde dieses Jahr mehr oder weniger nicht befriedigt. Für Reisefanatiker wie mich ist es schwer die Füße still zu halten. Mein Plan Europa kennen zu lernen, musste verschoben werden. Der Zeitpunkt als Covid-19 ausbrach, war dieselbe als ich mich 2019 auf dem Weg gemacht habe.

In meinen Reisevorbereitungen, sowohl bei meiner Reisen nach Australien als auch Asien, bekam ich immer wieder die Aussage zu hören – „Warum baust du dir nicht erstmal beruflich etwas auf – machst Karriere?“ oder ähnliche Fragen. Die Aussagen gehen immer in dieselbe Richtung – mach es später! Jetzt ist kein guter Moment und nicht gut für meine Entwicklung (beruflich oder privat). Meine Einstellung zu dieser Aussage ist die Falschinterpretation der „Lebenszeit“. Hierbei ist das Wort „Lebenszeit“ eine persönliche Sache. Die Uhr fängt an zu ticken bei der Geburt und hört auf mit dem Tod. Keiner weiß wie lange es dauert. Von meiner Seite aus gibt es Momente im Leben die einen dies Bewusst machen. Sei es der Autounfall den ich im Jahr 2017 hatte oder die Krebserkrankung meiner Mom.

Ein weiterer Punkt ist die Verarbeitung des Erlebten in den jeweiligen Alter. Als ich zum ersten Mal nach Australien flog, war alles spannend. Mit jeden weiteren Flug nahm ich andere Sachen wahr als beim ersten Mal. Keine Reise ähnelt der anderen und ich habe nie die Reisen bereut. Jede Reise erlebte ich anders und hab andere Dinge gemacht  Um das ganze kurz zu halten, keiner weiß wie ich mit 50 das Reisen wahrnehme. Was ich weiß ist, dass man manche Sachen nicht nachholen kann und das einen die Zeit wegläuft.

2020 zeigt das besonders. Die Selbstverständlichkeit des Reisens ist ein Privileg und hängt von vielen persönlichen und externen Faktoren ab. Waren für mich die Reisefreiheit und die damit verbunden Möglichkeiten die Grundlage meine Reisehunger zu stillen. Mit der Gefahr für das eigene Leben und die damit verbundenen Restriktionen macht das Backpacking und die Erkundung der Kulturen schwierig bis unmöglich.

Die Ereignisse des letzen Jahres oder ein kleines Jubiläum

Heute ist der 9.11.20 und somit ist mehr als ein Jahr vergangen als ich meinen letzten Beitrag verfasst habe. Ich kann es manchmal gar nicht glauben – 1 Jahr! In diesem einem Jahr ist viel passiert. Aber bevor ich nostalgisch werde, erzähle ich von vorne.

Ich sitze gerade in unserer WG-Küche und habe zwei Tage Urlaub. Seit Tagen habe ich mir vorgenommen etwas in den Blog zu schreiben. Aber die Zeit und die Lust/Motivation nach der Arbeit etwas zu schreiben ist/war nicht besonders groß. Aber es kann ja nicht ein Jubiläum stattfinden, wenn es zu mindestens nicht erwähnt wird.

Um mein normales Leben in DT wieder zu beginnen, bin ich zu Hans und Thomas in die WG gezogen. Hier musste ich erstmal einen Monat warten. Mein zukünftiges Zimmer war von Teswei (ich weiß gar nicht ob er so geschrieben wird – naja) bewohnt. Er sollte noch bis Dez bleiben um seine Forschung an der MLU abzuschließen. In diesen Monat lernte ich etwas über das afrikanische Leben in Kenia und die dortigen Essgewohnheiten kennen. Teswei musste in Deutschland erstmal selber kochen und für sich selbst sorgen. In seiner Heimat übernimmt das seine Frau oder seine Hausangestellten (immer wieder interessant in solche Lebenssituationen hineinzuschauen). Aber zurück zu mir. Teswei und Thomas räumten das Zimmer und ich fühlte es mit Leben und richtete mich ein. Hierzu gehörte auch das renovieren meines Zimmer. Da ich gerade beim streichen war, strich Hans und ich auch gleich den Flur und räumten ein bisschen um.

Die letzten Tage in 2019 waren hauptsächlich davon geprägt Freunde zu treffen und mein Leben in DT zu organisieren (Krankenkasse, Arbeitsamt usw.). Des Weiteren beschäftigte ich mich mehr mit meinen Interessen und nutzte den Tag um das Börsengeschehen zu verfolgen. Hier wurde ich ab und an selber Aktiv und konnte in den ersten Monaten gute Erträge erwirtschaften. Meine finanzielle Lage verbesserte sich zunehmend und ich war optimistisch für die nächsten Monate. Die Jobsuche nahm eher ein kleinen Teil meines Lebens ein und so pickte ich mir nur die Stellen raus die mir zusagten und welche in meine Vita passten. Die Tage vergingen recht schnell. Hinzu kam das Sven (ein weiterer ehemaliger Kommilitone aus Merseburg) sich von seiner langjährigen Freundin trennte und im Januar wieder in sein altes Zimmer in der WG einzog. Er wird ein paar Monate bleiben.  

Das Thema was in die Geschichtsbücher für das Jahr 2020 eingehen wird, ist das Virus „Covid-19“. In den ersten Monaten wurde in China ein neuartiges Virus entdeckt und es breitete sich weltweit aus. War es am Anfang nur ein lokales Problem und wurde sowohl medial als auch an der Börse kaum wahrgenommen, so traf es in März erst in Italien und dann auch in ganz Europa ein. Die Börse korrigierte/craschte. Ich wurde kalt erwischt. Die Gewinne der letzten Monate floßen dahin und mir wurde bewusst, dass ich mich doch stärker auf Jobsuche begeben muss.

Die Wirtschaft war vorsichtig geworden und ich merkte schnell, dass es zu einer gewissen Zurückhaltung bei der Neueinstellung kam und die Anzahl an attraktiven Stellenausschreibungen zurückgingen. Somit schmiedete ich mit meiner Zwillingsschwester schon einen „Worst-Case-Szenario“. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch einen 4-monatigen Anspruch auf Arbeitslosengeld und würde danach ins Hartz-4 abrutschen. So hatte ich mir mein langfristige Rückkehr nicht vorgestellt. Auch mein Notfallplan zu Refood zurückzukehren, löste sich in Luft auf (dazu vielleicht später mehr).

Es war Anfang/Mitte März als ich ein Anruf aus Hamburg erhielt und ich kurzfristig ein Telefoninterview hatte. Die Firma GHC reagierte auf meine Bewerbung zur Stellenausschreibung „Techn. Betriebsleiter“ und so durfte ich kurz vor dem ersten deutschen Lockdown noch zu einem zweiten Gespräch nach Nauendorf (ca. 30 min von Halle). Nach dem Gespräch hatte ich Zweifel, dass das etwas wird und verschwendete keinen weiteren Gedanken daran. Parallel stimmte mich Hans darauf ein, beim Landesverwaltungsamt anzufangen und mich entsprechend auf die Einstellungsfragen vorzubereiten.  

Anyway… In der letzten Woche im März kam ein weiterer Anruf aus Hamburg mit der positiven Nachricht der Zusage. Ich sollte direkt am 1.4. losgehen. Auch hier hab ich mal wieder Glück. Während halb DT in Kurzarbeit geht und viele Menschen sich ernsthafte Sorgen um ihren Job machen, unterschriebe ich einen unbefristeten Arbeitsvertrag.

Mit dieser Unterschrift fängt der tägliche „Trot“ an und so vergehen Monat für Monat. Die Zeit rennt und wird durch die tägliche Arbeit geprägt – täglich Grüßt das Murmeltier.

So meine heutige Zeit ist wieder abgelaufen. Ich habe 2 Stunden meine Gedanken sortiert und diese hier aufgeschrieben. Ich hoffe auf weitere Beiträge in den nächsten Tagen. Dieser Beitrag beschäftigte sich ja nur mit einem kleinen (aber wichtigen) Teil des letzten Jahres. 

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Gastbeitrag Teil 3: Was man halt so macht! Mit Affen um seine Tasche kämpfen oder von der Sonne gebraten zu werden

Unsere Ausflüge und Aktivitäten bestanden zum größten Teil damit das Land, die Leute und die Kultur näher zu betrachten. Wir waren also des öfteren in riesigen Tempelanlagen wie beispielsweise dem Kek Lok Si Tempel – eine chinesisch-buddhistische Kultstätte. Er ist einer der größten Tempel in ganz Südostasien und gilt als größter buddhistischer Tempel in Malaysia.

Haben beim Streetfoodessen die Leute verschiedenster Länder und Religionen beobachtet. Hier bestand die Kunst daraus, dass schärfste Essen zu vermeiden. Meistens gab es hier kein Menü sondern der „Kellner“ erzählte uns am Tisch was er so alles im Angebot hatte. So verlief die Bestellung des Essen meistens so ab, dass man den lieben Herrn folgte und auf essbares zeigte. Hierbei war es notwendig zu fragen – „Spicy?“ und wenn man meinte, dass zu mindestens das Aussehen des Essen als essbares zu identifizieren, nickte man. Ralle war wie immer eher konservativ und ich probierte ab und an etwas neues. Auch waren die Gerichte überwiegend kalt und das einzigste was heiß war, war der Reis. Bei gefühlten 40 Grad und 90% Luftfeuchtigkeit war das aber Nebensache.  

Sind mit dem Rad quer durch Langkawi gefahren (inkl. Verfahren, weil wir es beide nicht so genau mit Orientierung haben) oder wir sind kilometerweit am Strand entlang gelaufen, inkl. Sonnenbrand der sich bis zum Tag unserer Abreise immer noch geschält hat. Mehr zu den einzelnen Aktivitäten könnt ihr ja in Ralle’s nächsten Beiträgen lesen.

Auf einen Ausflug möchte ich aber mal kurz eingehen. Es war ein ganz normaler Tag und der dritte Anlauf den „Seven Wells Waterfall“ auf Langkawi zu erklimmen. Wir haben uns Fahrräder ausgeliehen, was auf der Insel gar nicht so einfach war, und los gings. 

Als wir gut 70% vom Weg hinter uns hatten, begann es natürlich wieder zu regnen an. Erst sind wir noch gefahren, da es aber immer mehr und mehr und mehr wurde haben wir uns dafür entschieden erstmal stehen zu bleiben, da man eh nichtmehr viel sehen konnte. Da standen wir also nun, mitten im Wald auf einer schrägen Straße und es schüttete wie aus Eimern. Die Bäume gaben uns nur begrenzten Schutz und die Rinne die hinter uns war, wurde immer mehr zum reißenden Bach, ohne Scheiß. Mittlerweile hatten wir schon unsere Shirts ausgezogen um überhaupt noch später etwas trockenes zu haben. Als unsere Finger durch den Regen schon so aussahen als ob wir ne Stunde im Pool gelegen hätten, haben wir uns dafür entschieden einfach weiter Bergauf zu laufen. Irgendwann sind wir auch tatsächlich angekommen, komplett durchnässt – aber wir waren am Ziel. 

Nachdem wir erstmal was gegessen hatten und der Regen aufgehört hatte, haben wir uns auf den Weg nach oben gemacht. Klingt leichter gesagt als getan. Der Aufstieg ist für Kinder und ältere Menschen nicht geeignet, aber soviel vorn weg – Ralle ist auch mit hoch gekommen. 

Bis zum Telega Tujuh Waterfall waren es ca. 640 Stufen und bis zum Air Terjun Waterfall (der etwas weiter unten war) musste man nochmal 90 Stufen auf sich nehmen. Man muss ja den ganzen Spaß auch wieder zurück laufen. Wir sind als erstes ganz nach oben und die Aussicht war jede Stufe wert. Ein Wahnsinn. Selten sowas beeindruckendes gesehen. Als wir oben waren, waren wir auch fast die einzigen dort. Man konnte es also komplett auf sich wirken lassen und genießen. 

Wir sind auch etwas mutig gewesen und haben uns zu einem ‚Pool‘ aus natürlichem Stein rangetraut und die Beine ins kalte Wasser gesteckt. Ralle war klug und hat seine Tasche vorher ein paar Meter neben uns abgestellt, das wenn man reinfällt nicht direkt alles nass ist. Ich als Neuling hab dann einfach das selbe gemacht. 

Nach kurzer Zeit hat uns eine Japanerin drauf aufmerksam gemacht, dass ein Affe unsere Sachen durchwühlt – man muss sich das mal vorstellen. Ein Affe macht meine Tasche mit einer Selbstverständlichkeit auf und kramt herum. Ich meine in Deutschland gibt es auch genug Affen die sowas machen, aber hier war es ein richtiger Affe. Ich habe es erst realisiert als Ralle aufgesprungen ist und mit einer männlichen Stimme, die ich so nicht von ihm kannte, den Affen angebrüllt hat. 

Wir sind dann beide zu unseren Taschen gerannt, naja das Problem war aber das der Affe wohl was dagegen hatte uns unsere Tasche wieder zu geben. Der Fauchte uns einfach an und hat seine Zähne gezeigt. Wir haben uns beide versucht größer zu machen (was bei meiner Körpergröße von 1.70m wahrscheinlich lustig aussah) aber das hat nicht so ganz geholfen. Naja Ralle hat dann weiter gebrüllt und ich habe versucht unsere Taschen wegzuziehen, wenn der Affe sich etwas von uns entfernt hatte, was allerdings nie weiter als 1-2 Meter waren. Das hat genau so lange geklappt bis ich kurz vor unseren Taschen war, weil der Affe dann Speed genommen hat und auf mich zugerannt kam – natürlich wieder Zähne fletschend und fauchend. Ich habe ihn vor meinem geistigen Auge schon auf mich zuspringen gesehen und wie ich um meine Tasche kämpfen müsste. Hierbei hätte er wahrscheinlich meine Oberkörper total zerkratzt. Ich war Oberkörper frei und hätte diese Kratzspuren niemals zuhause erklären können. 

Irgendwann hat es dann aber auch mal tatsächlich geklappt und wir hatten unsere kompletten Sachen wieder, puhh.. Der Arschlochaffe hätte ja auch die Taschen mit in die Bäume nehmen können um in Ruhe zu schauen. Dann wäre meine Brille, Geld, Zimmerkarten und die Schlüssel für das Fahrradschloß weggewesen, na das wäre ein Spaß geworden. 

Nachdem Schreck sind wir dann auch von dem oberen Wasserfall auf den tiefergelegenen Wasserfall gewechselt.

Auch dort war wieder eine beeindruckende Kulisse zu sehen und als wir durch Wasser und über Steine auf eine felsige ‚Liegefläche‘ geklettert sind, haben wir unsere Taschen fest bei uns gelassen und drauf gewartet wann denn die Affen das Zeug der anderen Besucher in Beschlag nehmen. Es kam natürlich kein Affe und wir waren wahrscheinlich die einzigen an dem Tag mit dem kuriousen Zusammentreffen.

Der Rückweg verlief dann eigentlich recht unspektakulär ab. Wenn man bedenkt, dass wir es lieben uns zu verlaufen bzw. zu verfahren. Nach ca. 45 min hatte mich Ralle gefragt, ob wir eigentlich noch richtig sind, weil wir gerade an einer Krokodilfarm vorbei gefahren waren. Ich habe ihm gesagt, dass wir richtig sind weil ich ein Straßenschild wieder erkannt habe. Naja, der Sack traut mir halt nicht und hat Google gefragt. Google hatte mal wieder eine andere Meinung als ich. Wir sind 5 – 8km in die falsch Richtung gefahren und die Krokodilfarm ist genau auf der anderen Seite der Insel, also nicht mal annähernd in Hotelnähe. Irgendwann sind wir dann tatsächlich wieder an der Unterkunft angekommen. Ohne große Verletzungen und mit allen Sachen mit denen wir auch gestartet sind. Was für ein Tag. Am nächsten Tag war chillen am Strand angesagt.

Dieser Ausflug wird mir wohl noch lange im Gedächtnis bleiben. 

Gastbeitrag Teil 2: Als das Urlaubsgefühl einsetzte und den Umgang mit den Reisegefährten

Die ersten Tage unserer Reise flossen förmlich dahin, im warsten Sinne des Wortes – Es regnete jeden Tag, wirklich jeden verdammten Tag. Was uns aber in unserer Laune nicht bzw. nur teils stören sollte. Wir waren ja Backpacker, also gewohnt mit der Situation und den Umständen umzugehen bzw. Kompromisse zu machen.

Wir waren jeden Tag on Tour und ich habe dem alten Herren selten Luft zum ausruhen gegeben. Ich wollte ja was sehen und was Unternehmen. Ralle war durch Koh Samui noch sehr auf Entspannung eingestellt. Nur durch Bewegung, Ausflüge und zeitiges Aufstehen bleibt man jung und fit habe ich ihm gesagt. Das ganze kippte aber recht schnell und ich war eher derjenige der früh nichtmehr 7 Uhr aufstehen wollte, sondern 9/10 Uhr immer noch im Bett gelegen hat, wo mein Reisebegleiter Ralle schon fertig da stand und mich getrietzt hat das ich doch mal in die Gänge kommen soll – Immer diese Backpacker, gönnen einem nichtmal den Schlaf.

Positiv anzumerken ist die Begeisterung die Ralle für Gym’s entwickelt hat. Wir waren regelmäßig trainieren und das sogar auch vormittags. Wobei Ralle sich davor eigentlich gesträubt hatte, da kam dann doch wieder der gemächliche ältere Ralle durch. Des öfteren musste er mich aber auch fürs Gym begeistern bzw. hat er mir einfach keine andere Wahl gelassen.

Wir haben uns ganz gut ergänzt und ich muss sagen, also bis auf sein bestialisches geschnarche, ist er ein sehr sehr guter Reisebegleiter mit dem man auch ohne Probleme Wochenlang 24h aufeinander hängen kann. 

Es könnte also passieren das Malaysia nicht mein erster und letzter Trip mit Ralle gewesen ist!

Gastbeitrag Teil 1: Sie haben eine Nacht in Amsterdam gewonnen!

Bevor ich euch darüber erzähle, was ich alles erlebt habe, stelle ich mich kurz vor. Ich heiße Marco, bin 29. Jahre alt und komme aus Brehna. Naja gut, mittlerweile bin ich 30. Jahre. Vor meinem runden Geburtstag bin ich nach Südostasien, direkt in die Fänge von Ralle, geflüchtet. Ausserdem bin ich seit diesem Urlaub auch zum waschechten Backpacker geworden – Warum gibst dafür eigentlich keine Urkunde oder Teilnehmerzeugnis?   

Ich wollte diese Reise machen um auch einfach mal aus dem Alltagstrott auszubrechen. Jeder kennt es – Arbeit, Freunde, Familie, Fitti und dann wieder in umgekehrter Reihenfolge zurück und mal Kreuz und Quer und das Tag für Tag, Woche für Woche.

Da ich mal etwas anderes als eine Pauschalreise machen wollte und ich wusste, dass Ralle sich sowieso an Asien langweilt erschien mir das als gute Möglichkeit in die Welt zu einzutauchen, die Ralle seit dem wir uns kennen versucht hat schmackhaft zu machen – Ich werde zum Backpacker.

Der Start in die ’neue Welt‘ verlief allerdings, naja etwas holprig sagen wir mal. Nach dem 2 ½h verspäteten Start in Berlin war der Anschlussflug in Amsterdam natürlich schon weg… Um 10 Minuten. 10 Minuten die einen aus der Bahn werfen. Die netten Mädels aus dem Flugzeug meinten noch zu mir

„Klar das schaffst du, renn einfach einmal durch den kompletten Flughafen auf die andere Seite, da steht dein Flieger“ – To easy!

Also rennt man, mit seinem vollgequetschen schweren Rucksack den Kilometer durch den Flughafen um dann zu erfahren, dass der Flieger nach Kuala Lumpur bereits abgehoben ist, als das Flugzeug in Amsterdam gelandet ist. Shit happens.

Ich war zum Glück nicht allein, eine kleine Asiatin Namens Laney steckte ebenfalls mit mir in Amsterdam fest. Sie konnte auch alle möglichen Sprachen – ausser Deutsch und Englisch. Wobei man sagen muss das sie es wenigstens mit englischen Wortfetzen versucht hat.

Glückwunsch – Sie haben soeben eine Nacht in Amsterdam gewonnen.

Als sich diese Erkenntnis breit gemacht hatte, dachte ich mir was Ralle dazu sagen würden. Er hatte sich ja um die Unterkunft gekümmert. Aber manche Sachen kann ich ja auch nicht ändern und so schrieb ich ihm. Seine Reaktion war nun nicht gerade das was ich erwartet hatte. Eigentlich sollte der Kerl doch angefressen sein!

Er reagierte mit der Nachricht, dass das schon klar geht und das er dann halt ne Tour mit den anderen aus den Hostel macht. Zusätzlich bekam ich Bilder vom Sightseeing – naja was soll man dazu sagen. 

Am nächsten Nachmittag ging es dann für uns erst nach China, genauer nach Guangzhou und dann nach Kuala Lumpur. Knapp 24h und 10.000km später als geplant, aber ich war da. Aber wo war Ralle? 

Er hat sich natürlich vermacht und war auf dem falschen Flughafengelände. Der Flughafen in Kuala Lumpur ist riesig und ist in 2 Areale aufgeteilt. Nach einer guten Stunde war dann der große Moment da – wir haben uns beide gefunden. Ich habe zwar gedacht, dass er mit Luftballons oder wenigstens einem Schild entgegen kommt. Aber naja was soll ich sagen… Ralle ist halt ein Minimalist. Wahrscheinlich die erste Lektion als angehender Backpacker – habe nur so viel bei dir wie du auch wirklich brauchst. 

Die Rückkehr und doch noch so viel zu erzählen

Vielleicht haben es ein paar bei Facebook oder WhatsApp gesehen – ich bin nach 6 Monaten wieder in Deutschland. Nun war die Zeit schneller als der Blog und so hat der Blog ca. 14 Tage Verspätung und sonnt sich noch auf Langkawie. Bei den deutschen Temperaturen wünschte ich, ich wäre auch dort.

Anyway … für euch kommen noch ein paar Geschichten u.a. Wie Marco und ich uns gegen diebische Affen gewehrt haben oder Marco seine freie Zeit auf Toilette verbracht hat – Lebensmittelvergiftungen sind schon eine feine Sache. Des Weiteren haben wir uns noch die Hafenstadt Malakka angeschaut. Ihr seht es gibt noch ein paar Abenteuer die erzählt werden wollen.

Mich freut es auch euch mitzuteilen, dass ich Marco überreden konnte seine Gedanken über unsere gemeinsame Reise niederzuschreiben und einen Gastbeitrag zu formulieren. Er hat sich hart geweigert, aber der Gedanke unsere Geschichten inclusive Bilder in 10 Jahre in einen Buch wiederzufinden und seiner Tochter von seinem ersten Abenteuer als Backpacker zu berichten, begeistert ihn dann doch.

Ich wünsche euch auch für die nächsten Geschichten viel Spaß.

Der Flug und das schlechte Gewissen

Bei unserer weiteren Reiseplanung mussten wir den Rückweg nach Kuala Lumpur mit einplanen und da es in Malaysia regelmäßig regnet, haben wir nach Alternativen gesucht. Eigentlich war ja der Plan auf den Rückweg bei den Cameron Highlands vorbeizuschauen. Bei den Regenwetter wollten wir aber nicht wandern gehen. Somit entschieden wir uns für ein Wochenende in Malakka.

Für den Rückweg ging natürlich wieder ein Tag von Marcos Urlaub drauf. Naja ca. 3 Std Fähre in Richtung Georgetown und danach weitere 4 Std im Zug zu sitzen, war für uns gewisserweise Zeitverschwendung. Aus Spass habe ich mal mal bei Skyscanner unser Ziel eingegeben. Ich dachte, dass der Flug auf kurzer Strecke erheblich teurer ist, als der Rückweg auf dem Land. Das Ergebnis war schockierend und so fand ich nicht nur ein Flug sondern tägliche Flüge in die Hauptstadt für 11€.

In Deutschland denkt man über Inlandsflugverbote nach und im Ausland werden diese „verschenkt“. Wirtschaftlich ist das ein zweifelhaftes Angebot. Warum? Naja, wir haben nun aufgrund meines Gepäcks für ca. 35€ bezahlt und als wir den Flieger bestiegen, war dieser nicht einmal zur Hälfte gefüllt. Auch war der Dienstleister nicht der Einzige um diese Zeit und so machten sich 3 Airlines auf den Weg. Die betriebswirtschaftliche Berechnung wird wohl kein positives Ergebnis erzeugen.  Die ökologischen Auswirkungen sind ja weitestgehend bekannt.

Ich frage mich dabei immer, wie die Lösung wohl aussieht. In Asien bin ich auf kulturell interessierte Menschen gestoßen. Diese haben mir Bilder von Europa gezeigt und waren vollkommen begeistert. Sie wollten auf jeden Fall wieder dorthin. Nun stellt Asien den Größtenteil der Weltbevölkerung und möchte, wie die Europär oder Amerikaner, die Welt sehen. Nun erreichen viele auch den wirtschaftlichen Status sich diese Reisen zu leisten und so werden in den nächsten Jahren nicht nur ein oder zwei Buslandungen am Tag an irgendeinen touristischen Hotspot ausgespuckt werden, sondern dieser wird sich vervielfachen. 

Die Welt geht somit auf Reisen und diese kommen nicht zu Fuß oder mit dem Boot sondern mit dem Flugzeug.

Der tägliche Überlebenskampf eines Backpackers

Das Leben eines Backpackers hat ja positive und negative Gesichtspunkte. Neben den schönen Momenten, wenn man an den Twin Towers in Kuala Lumpur steht oder wenn man an den vielen Stränden von Koh Samui sitzt, gibt es auch die Momenten an den es nicht so schön ist. 

Marco ist ja seit neuesten ein Backpacker und ich war gespannt, wann er die „dunkle Seite“ erlebt. Hierfür musste ich bis Chenang warten. Chenang ist ein kleines Örtchen auf Langkawie. Wir hatten uns ein Doppelzimmer genommen und das Zimmer war für europäische Verhältnisse eher mit einem oder gar keinen Stern ausgezeichnet. Die Toilette war nicht dicht und so roch es nach Urin im Bad. Grundsätzlich war das Bad mehr kaputt als heile. Der Abfluss funktionierte nicht richtig und so war eine Nutzung des Waschbeckens eher unmöglich. Auch verirrte sich ab und an ein Insekt in das Zimmer. Marco ging dann auf Jagd (das Zimmer war ca. 2,5m hoch und Marco mit seinen 1,70m hatte da schwere Karten).

Das Motel bot kein Frühstück an und so gingen wir früh auf Nahrungssuche. Leider ist die Gegend zu dieser Saisonzeit „tot“ und fast alles Läden waren geschlossen. Wir fanden nach geraumer Zeit etwas und mussten für ein eher schlechtes Frühstück eine Stunde warten und bezahlten für malaysische Verhältnisse einen großzügigen Preis von ca. 50 RM (ca. 10€ – Vergleich ein warmes Essen bekommt man hier für ca. 7 RM ca. 1,50€).

Wir dachten somit nicht über eine Verlängerung der Unterkunft nach und checkten nach 2 Nächten wieder aus. Auf Marco wartete eine Überraschung in der nächsten Unterkunft. Diese Unterkunft war preislich für ein Apfel und Ei zu haben. Alleine der Weg dorthin war ein Abenteuer. Der Taxifahrer kannte die Unterkunft nicht und so stiegen wir lt. Google „in der Nähe“ aus und begaben uns auf die Suche. Die Lokals kannten die Unterkunft auch nicht und ein alter Holländer meinte dann zu mir

Hier machen ständig neue Unterkünfte auf bzw. schließen wieder oder nennen sich einfach um.

Als ich dann die Straße entlang gelaufen bin (Marco passte auf die Taschen auf. Zu zweit unterwegs zu sein hat wirklich viele Vorteile), habe ich dann auch ein Schild mit dem Namen des Hostel gefunden. So machten wir uns dann gemeinsam auf dem Weg. Kurz vor dem Eingang kam uns eine Backpackerin entgegen und ich fragte sie wie sie die Unterkunft empfand. Sie meinte die Dorms sind ok – Wir checkten also ein!

Aus meiner Sicht ist das Hostel sehr sozial. Wir wurden direkt von Engländern und Deutschen angesprochen. Auch wurde uns noch ein Frühstück angeboten (wir wollten uns im Motel nicht noch einmal auf die Suche machen und hatten somit noch nichts gegessen). Danach hören aber die guten Nachrichten auf. Marco verabschiedete sich kurz und war auf den Weg zur Toilette. Als er wiederkam, war seine Stimmung auf den Tiefpunkt und er fing an

Die Toiletten bzw. Duschen sind ein Witz. Alles war nass und unhygienisch. Er geht hier nicht mehr auf Toilette.

Im Zimmer angekommen, meinte eine Engländerin zu uns, dass die Stufen zum oberen Bett kaputt sind und er daher „anders“ hochklettern müsste. Bei dem Versuch das Bett zu erklimmen, kam ihm das Bett entgegen (es war nicht an der Wand fixiert). Irgendwie hatten es Marco dann geschafft und er stellte fest, dass das Bett bei jeder Bewegung so laut quietschte das es unüberhörbar war. Ich von meiner Seite probierte es erst gar nicht. Mich erreichten die selben Probleme am Abend und wir beide sorgten für die Unterhaltung der Engländer im 8-Bett-Dorm.

Jetzt kann man sich fragen, warum Marco und ich uns sowas antun und nicht in einen der vielen Ressorts uns einrichten. Grundsätzlich kann man das machen, aber die Abenteuer und Erkenntnisse bleiben aus. Nebenbei wollten wir eigentlich mit ca. 30€/Tag auskommen. Tatsächlich komme ich auf ca. 40-50€/Tag. Hintergrund liegt einfach daran, dass ich die letzten paar Tage versuche das Leben zu genießen und nicht zwangsläufig aufs Geld schaue. Aber ich will mein Geld auch nicht sinnlos rausschmeißen. Die Erfahrung zeigt aber ,dass man zu zweit mehr unternimmt und somit auch mehr Geld ausgibt. Anyway wir wollten die Kosten reduzieren und man kann hier gute Unterkünfte zu je 10€/Nacht bekommen.

Ich hatte mir in der Zeit, wo Marco auf der Toilette war, einen Tee geholt und dachte über das weitere Vorgehen nach. Marco kam zurück und der Entschluss die Unterkunft am nächsten Tag zu verlassen war gefasst. Jetzt kommt dann der Teil, wo man Booking nach Unterkünften durchsucht und versucht unter den Haufen von Unterkünften die eine oder andere zu finden, die mit dem Preis-Leistungs-Verhältniss und unseren Budget übereinstimmt. Nach ca. 30 Minuten hatte ich ein Resort gefunden das 15€/Nacht inclusive Frühstück kosten sollte. Mit dem Argument des vorhandenen Pools versuchte ich Marco zu überreden. Großartiges Argumentieren war nicht notwendig gewesen. Marco wäre wohl zu diesem Zeitpunkt mit allem einverstanden gewesen.

Die nächste Unterkunft war der Hammer und wir konnten die negativen Kommentare auf Booking nicht nachvollziehen. Hier wurde bemängelt, dass Dusche und Toilette „eins“ sind (ist fast überall in Asien der Fall) oder der Pool wäre zu „klein“ (Ansichtssache! Es ist kein Mega-Resort, sondern mit max.10 Poolplätzen eher übersichtlich). Da nur ca.4 Gäste anwesend waren (geschätzt, wir haben außer ein russisches Pärchen kaum jemand gesehen), hatten wir die kleine Anlage für uns alleine. 

Das Leben eines Backpacker hängt an vielen seidenen Fäden und ein kleiner Punkt (nasses Toilettenpapier) kann einen ganzen Tag ruinieren. Am Ende genieße ich die Kleinigkeiten im Leben und schätze diese. Hierfür gebe ich euch mal ein kleines Beispiel. Als die Zeit in Koh Samui zu Ende ging, breite ich meinen Rucksackinhalt auf meinen Bett aus. Plan war diesen Inhalt „effizienter“ zu packen. Als ich meine Jacke in der Hand hatte (hab mich gewundert, dass ich meine dickere Jacke mitgenommen hatte), habe ich die Taschen auf Inhalt überprüft. Neben einen halb aufgelösten Bonbon (der hat wohl die warme Zeit nicht überstanden), habe ich eine Packung Taschentücher gefunden und ich hab mich gefreut als wäre diese Gold wert. Die letzten richtigen Taschentücher hatte ich vor 4 Monaten in der Hand gehalten und seitdem musste Toilettenpapier herhalten. Reißfest war das aber nicht wirklich. Nach den Schnauben die Hälfte des Nasseninhalts in der Hand zu halten ist für mich kein nennenswertes Erlebnis.

Begegnungen im Zug

Reisen mit den Zug hat ja viele Vorteile. Für mich steht hier immer eine Toilette zur Verfügung und der Zug ist auch pünktlich. So fuhren wir mit durchschnittlich 130 km/h Richtung Norden. 

Im Zug lernten wir eine ältere Frau mit italienischen Ursprung kennen. Sie war nach ihren Aussagen eine Backpackerin und war schon seit geraumer Zeit unterwegs. Außerdem war sie sehr gesprächig und so hatten wir im Verlauf mehrere Gespräche. Ein Gespräch ist mir besonders im Gedächtnis geblieben. Nicht weil das Thema so interessant war, sondern die Handlung der Frau. 

Die Frau saß hinter uns und stützte sich ab und an auf Marco‘s Lehne ab. Anyway wir unterhielten uns gerade und Marco schlief bzw. döste vor sich hin. Ohne irgendeinen Anlass fuhr die Frau durch Marco‘s Haare und als er sich umdrehte, versuchte sie zwanghaft ein Gespräch mit ihm anzufangen. Ich dachte nur

Was geht den hier ab? Habe ich etwas verpasst!

Marco war das sichtlich unangenehm. Sie stand dann auf und ist kurz Richtung Café gegangen. Ich musste darauf eingehen und so fragte ich Marco 

Das ist wohl deine neue Flamme? Das ging aber schnell mit deinem ersten Flirt.

Die Frau begegnete uns noch mehrmals in den nächsten Tagen. Highlight war als sie in dem selben Hostel eingecheckt hat. Sie hat das Bett hinter Marco zugewiesen bekommen. Zum Glück hat sie sich nur kurz mit uns unterhalten und hat dagegen die anderen Leute belästigt.

Sightseeing Kuala Lumpur

Kuala Lumpur bietet viele Hotspots und da muss man sich schon entscheiden, was man in den 1,5 Tagen sehen kann. Da ich mir die Skyline auf einer Dachterrasse bzw. auf einer Skybar anschauen wollte, hatte ich bereits am Morgen mit den anderen Backpackern gesprochen und diese Idee geworben. Treffpunkt war eigentlich um 18 Uhr an der Rezeption. Aber wie das manchmal so ist unter Backpackern, ist eine Zusage noch kein Hinweis darauf, dass man wirklich anwesend ist. Naja wir haben bis 19 Uhr gewartet und einen Tee getrunken. 

Marco fand die Idee auch gut und so fuhren wir zu einer backbackerfreundlichen Rooftop – Heli Lounge Bar. Für 10€ konnten wir die Aussicht genießen. Nach einer Stunde fing es langsam an zu regnen und wir flüchteten. Ein paar Minuten später schüttete es eimerweise.

Für Montag war dann die Tempelanlage „Batu Caves“ eingeplant. Die Batu Caves sind riesige Höhlen in einem Kalksteinfelsen. In diese Höhlen finden sich verschiedene Schreine und Tempel für die Hindus. Am auffälligsten war aber zum einen die 42m große vergoldetet Statur des Gottes „Murugan“ und zum anderen die bunten Treppen die zu den Schreinen führten.

Obwohl es die Hauptattraktion ist, war nicht wirklich viel los. Affen klauten den Touristen alles was glänzte und nach essbar aussah – ein typischer Tag in Asien.

Eigentlich war geplant den Abend zum Training zu nutzen, leider wurde daraus nichts. Als wir den Bahnhof verlassen wollten, schüttete es mal wieder (Regenzeit in Malaysia heißt es regnet bzw. schüttet einmal am Tag – bevorzugt in den Abendstunden). So gingen wir im Bahnhof etwas essen und haben uns erstmal verlaufen – ja das geht! Das Shoppingcenter am Bahnhof ist einfach nur riesig und über mehrere Etagen kann man hier fleißig konsumieren. 

Morgen gehts Richtung Norden mit dem Zug. Ziel ist Georgetown.

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