Das Phänomen „Begpacking“

Seit Tagen wird mal wieder ein Schwein durch die deutsche und internationale Presse gejagt. Obwohl es andere Probleme auf der Welt gibt, die meiner Meinung relevanter sind, wurde das Thema aufgenommen um die nachrichtenschwache Sommer-Tagespresse mit Inhalt zu füllen. Naja ich versuche mal meine Meinung dazu zu äußern.

Vorher sollten wir einmal ein paar Fakten abklären.

  1. „Begpacking“ setzt sich aus „Beg“ – engl. für betteln und „Packing“ – als Anlehnung auf die Art des Reisen des Backpacking zusammen. Es wird also eine typische Reisegruppe angesprochen.
  2. In den typischen Zielländer (Asien, Neuseeland/Australien) werden vermehrt Backpacker an den Promenaden/Straßen gesichtet, die die einheimische Bevölkerung anbetteln. Sie fragen hier nach Geld für die Weiterreise in andere Urlaubländer um nicht nach Hause fliegen zu müssen.
  3. In den asiatischen Ländern liegt das Einkommen weit unterhalb der Armutsgrenze und viele Menschen kämpfen jeden Tag ums überleben.
  4. Hauptaltersdurchschnitt der Backpacker liegt im Bereich zwischen 18-27 Jahren. Man trifft auch älter Backpacker aber diese stellen eher eine Minderheit da (ich bin mit meinen 33 Jahren schon ein alter Sack).  

Nach meiner Meinung sollte jeder junge Mensch einmal mit den Rucksack auf dem Rücken sich die Welt für mehrere Monate anschauen. Hier ergeben sich neben der Aussicht auf Strand und Party auch kulturelle Erlebnisse und es ist möglich eine weiter Fremdsprache zu erlernen bzw. das festigen der englischen Sprache. Diese Erlebnisse prägen den jungen Menschen und sorgen später dafür, dass man die Welt aus einer anderen Sicht sieht. Die Probleme der Menschheit werden bei den Reisen vermehrt deutlich und man fühlt sich dann auch dafür mit „verantwortlich“. Diese Effekte treffen natürlich nicht auf jeden zu.

Jede Reise hat aber ein Anfang und ein Ende. Das Ende sollte man selbst planen oder sind durch Grenzfaktoren festgelegt (Studien- bzw. Ausbildungsbeginn, Auslaufen des Visums oder das Geld geht aus usw.). Ich bin damals mit mehr Geld aus Australien nach DT zurück gekehrt und hab das Geld als Polster in DT genutzt. Des Weiteren konnte ich das Geld für eine weitere Australienreise nutzen und schwärme heute noch von diesen Land.

Kommen wir zu den Phänomen „Begpacking“ – ich kann verstehen, dass das Reisen in faszinierende Länder begeistert und der damit verbundene Lebensstil, weit weg von dt. Studien- bzw. Arbeitsleben, eine Möglichkeit ist dem tägl. Leben in DT mit Entscheidungen, Verantwortungen und tägl. Routine zu entfliehen. Aber das Reisen kostet Geld (auch wenn man mit niedrigen Budget unterwegs ist) und verschiedene Länder ermöglichen es den Backpackern das Reisen mit Arbeiten zu verbinden. Neben den Work-Travel-Visum haben sich andere Möglichkeiten z.B. als “Digitaler-Normade“ sein Geld zu verdienen integriert. Der Verkauf von „Free Hugs“ oder Postkarten bzw. Selbstgebastelten sehe ich nicht als Grundlage für die Finanzierung von Reisen.

Daher stimme ich den vielen Aussagen und Empfehlungen zu:

Macht euch nach Hause! Jede Reise hat ein Ende.

Man sollte auch das Reisen als Privileg sehen. Der größte Teil der Menschheit hat diese Möglichkeit nicht und hat noch nie andere Länder gesehen. Ich treffe hier immer wieder Menschen die jeden Tag arbeiten müssen – jeden Tag! Es gibt kein Urlaub oder Wochenende. Ein Kellner in einem Restaurant erzählte mir (ich hatte ihn gefragt warum ich ihn sowohl am Morgen als auch am späten Abend immer wieder antreffe), dass er hier von 6 – 22/23 Uhr arbeitet und er immer hier ist. Ihm gehörte das Restaurant nicht, aber aufgrund der großen Konkurrenz und den aufgerufenen Preisen (mittleres Preisniveau – ca. 5€ für ein Essen incl. Getränk) reichen die Erträge gerade mal fürs überleben. Reich wird man da nicht und er ist froh seine Familie zu ernähren. Soviel dazu …

 

Author: Ralle

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