Es wird Zeit – Thailand wartet

Die Tage in Siem Riep vergingen so schnell und auf einmal war es Zeit  eine Entscheidung zu fällen, entweder Visum verlängern oder weiter nach Thailand zu reisen. Obwohl die Visumsverlängerung einen recht guten Klang hatte, habe ich mich für die Weiterreise nach Pattaya entschieden und ein Busticket für den 16.08.19 im Guesthouse gekauft. 

Diesmal würde ich mich gegen meine innere Einstellung in Asien keine längeren Busfahrten über Grenzen hinweg zu buchen entscheiden. Warum? Das Internet ist voll mir Horrorgeschichten und ich wollte keine davon erleben. Aber die Aussagen von anderen Reisenden haben mich dann doch umgestimmt. Am 16.08. wurde ich dann gegen 8 Uhr abgeholt (es war zwar 7 Uhr gesagt aber naja wir sind in Asien) und es ging erstmal zum Reisebüro. Hier wartete ich wieder ne halbe Stunde bevor es endlich losging. Bis zur thailändischen/kambodschanischen Grenze bei Poipet waren es ca. 3 Std. Unterwegs hielten wir immer wieder mal an und Reisende stiegen ein bzw. aus. Die notwendige Pinkelpause war auch zwischendurch drin (der Bus hatte keine Toilette und ich habe, da ich mich ja kenne, die Flüssigkeitenzufuhr drastisch reduziert. Bei 35 Grad Außentemperatur ist das manchmal sehr schwer und auch nicht gut). 400m vor der Grenze hielt der Bus und man teilte Sticker aus. Auf diesem Sticker war entweder eine Nummer oder zwei Buchstaben drauf. Man sagte mir, dass das die Abkürzungen für die Reiseziele sind. Als ich nach einen Treffpunkt auf der thailändischen Seite fragte, teilte man mir mit:

„Wir finden euch schon. Ihr müsst nur auf die andere Seite geradeaus laufen.“

Bei solchen Aussagen habe ich immer ein ungutes Gefühl. Naja wird schon gut gehen. Also Rucksack geschnappt und los gehts. Ihr müsst euch das bildlich einmal vorstellen. Ihr kommt an eine Landesgrenze und der Platz vor der Grenze ist voll mit Auto, LKW´s, Motorräder oder fahrzeugähnliche Gegenstände sowie viele, viele Menschen aus den unterschiedlichsten Richtungen. Zum Glück muss man nur der Masse folgen. Nach 500m kam ich dann an ein kleines Häuschen mit zwei Eingängen – In/Out. Nun hieß es anstellen und warten. Da es Mittagszeit war, waren natürlich nicht alle Schalter besetzt und es war heiß. Der Schweiß lief in Strömen. Nach einer Std. warten, war ich dann dran. Der Beamte telefonierte nebenbei und schaute mich eine gefühlte Ewigkeit an (wie schaut man den aus – genervt, verschwitzt usw.).

Ausreisen sind ja immer kein großes Problem sofern man immer noch über ein gültiges Visum verfügt und alle Dokumente bei sich hat. Die Einreise ist dann schon ein bisschen anders. Thailand hat in den letzten Monaten ihr Immigration verändert. Ziel ist es die illegalen Touristen zu bekämpfen. Dabei sind u.a. Engländer und Deutsche Langzeittouristen gemeint. Die Kollegen halten nicht viel von dem Auslaufdatum der Visas bzw. die max. Anzahl der Einreise werden nicht eingehalten. Anyway als ich nach 5 min laufen die thailändische Grenze erreicht hatte, musste ich noch ein paar Papiere ausfüllen und dann hieß es wieder anstellen. Ich dachte eigentlich, dass hier nicht soviel los ist. Viele Touristen wählen ja eher den Luftweg aber ich hatte mich geirrt. Die Warteschlange war riesig und so hieß es wieder anstellen. Auch hier war die Mittagszeit noch nicht um und so waren nur ein Teil der Schalter besetzt.

Als ich ca. die Mitte der Warteschlange erreicht hatte, meldete sich mal wieder meine Blase. Hier freut man sich wenn man mit jemanden gemeinsam unterwegs ist. Man sagt kurz Bescheid und sucht sich eine Toilette. Alleine ist das schwierig ohne seinen Platz zu verlieren. Also einfach nicht dran denken. Nach 1,5 Std. war ich am Ziel und konnte zum Schalter. Leider hatte ich diesmal nicht so richtig Glück. Mein Pass wurde einer größeren Aufmerksamkeit gewidmet. Die Beamtin verließ mehrmals die Kabine und verschwand mit meinem Pass in die hinteren Räume und ich stellte mich schon auf ein längeres Interview ein. Als sie wieder auftauchte, bekam ich auch schon meinen Stempel und konnte einreisen. Als ich aus dem Warteraum war, schaute ich erstmal in meinen Pass (Wichtig bei Visa-On-Arrival ist immer die Stempel zu kontrollieren. Ansonsten hat man am Ende die eine oder andere Überraschung). 

Bei der Kontrolle kam der große Schock. Leider habe ich nicht den ausgerechneten Ausreisetermin bekommen. Ich muss bereits am 14.09. und nicht am 16.09. das Land wieder verlassen. Jetzt denkt der Eine oder Andere

„Was soll’s sind doch nur zwei Tage! Du hast doch keine Verpflichtungen.“

Leider bin ich schon Verpflichtungen eingegangen. Bei der Einreise nach Thailand muss man bei verlangen auch den Nachweis der Ausreise erbringen. Darauf muss man immer vorbereitet sein, ansonsten kann die Einreise verweigert werden (wie bereits erwähnt, kämpft man gegen illegale Einwanderer. Diese kommen übrigens überwiegend über den Luftweg und nicht über die Landesgrenzen). Dieser Nachweis erfolgt zumeist über ein Rückflugticket.

Im Internet kann man auch „Fake-Tickets“ erstellen. Naja für einen einmaligen Blick halten die Wohl stand, aber bei einer genaueren Prüfung hat man größere Probleme am Hals u.a. Strafverfolgung aufgrund illegaler Einwanderung. Bei vielen Backpackern wird das oftmals weggelächelt. Die einfachste Strafe ist hierbei wohl das Einreiseverbot und eine Geldstrafe. Obwohl man hier mit Vorsatz handelt, dürfte da wohl mehr kommen als die einfachste Strafe. Es wird auf alle Fälle ungemütlich. Ich halte davon jetzt nicht wirklich viel und Standardmäßig erhält man so oder so immer die Aussage:

“Ich wurde noch nie überprüft. Warum sollte das jetzt anders sein.“

Ich werde immer wieder am Flughäfen kontrolliert. Dabei hatte ich schon alles mögliche u.a. komplette Kontrolle des Gepäcks oder Kontrolle nach chemischen Stoffe. Zum Glück hatte ich noch keine intensive Körperkontrolle mit ausziehen und „bücken“. Aber ich schweife ab…

Ich war natürlich vorbereitet und hatte mir für den 16.09. für ca. 60€ ein Flugticket von Phuket nach Singapur gekauft. Von Singapur wollte ich dann Richtung Kuala Lumpur. Und somit habe ich nun mehrere Möglichkeiten

  1. Visumsverlängerung – Kosten ca. 60€ 
  2. Ticketänderung – Kosten ca. 250€ (ja ihr habt richtig gelesen. Die Airline AirAsia möchte für die Änderung 250€ – Schweinerei)
  3. Neuer Flug – Kosten ca. 60-90€
  4. illegal 2 Tage im Land bleiben und die Strafzahlungen akzeptieren – Kosten pro Tag 30-60€

Naja die Antwort wird wahrscheinlich Option 1 oder 3 werden … da muss ich nochmal drüber schlafen. Aber weiter zum Tagesverlauf. Wir haben es jetzt ca. 15 Uhr und der Tag hatte noch ein paar Ereignisse für mich parat.

Als ich mich aus dem Gebäude gekämpft hatte, ging es Richtung Bus. Kurzer Rückblick ala „Du brauchst uns nicht zu finden. Wir finden dich“. Zum Glück gab es nur eine vierspurige Straße mit vielen Menschen, LKW´s, Autos oder ähnliches – Easy going. Da kann ja nichts schief laufen. Ich sah mich schon an der thailändischen Grenze gestrandet und am kaufen eines teuren Busticket. Ach ja ich war immer noch nicht auf Toilette – ich hatte schon mal bessere Laune. 

So ging ich einfach los und wiederholte immer wieder die Worte die mir Loretto beigebracht hatte – „ Du muss vertrauen haben. Alles wird gut“. Als ich die Straße runter lief, wurde ich auch wirklich angesprochen und ich soll mich dahin setzen und warten. Als ich fragte wann den der Bus kommt und wie es weiter geht, meinte man nur wir warten auf die Anderen. Also fragte ich nach einer Toilette und er zeigte mir ein Schild mit der Richtung zur Toilette. So ging ich los und meinte das ich gleich wieder da bin. Er nickte mir zu.

An der Toilette angekommen, gab es eine Drehtür (vollständig vergittert, kennt man aus Fussballstadion). Leider kommt man mit dem Backpack auf dem Rücken nicht durch die Tür – Scheiße. So stand ich zwei Minuten davor und dachte mir wie ich dass jetzt mache. Folgende Lösungsmöglichkeiten sind mir eingefallen:

  1. Mich auf die Suche nach einer anderen Toilette zu begeben, war keine Lösung (ich wusste nicht wann die nächste kommt bzw. wie lange ich dahin brauchte).
  2. Wieder zurück zu gehen ohne Toilette zu benutzen, war aber auch keine Lösung (ich wusste dass der Bus mindestens 2-3 Std. fährt bis er die nächsten Pause macht! Solange halte ich nicht mal mehr Ansatzweise durch.
  3. Jemanden meinen Rucksack anvertrauen! Immer schlechte Idee aber es war niemand weit und breit.
  4. Irgendwo wild pinkeln gehen! Wir sind an der Grenze und hier läuft überall Polizei rum.
  5. Mein Rucksack vor die Tür stehen und mich beeilen. Hoffentlich ist der Rucksack noch da ….

Was hättet ihr gemacht? Ich habe mich für Nummer 5 entschieden und zum Glück ging alles gut und so ging ich entspannt zum Treffpunkt zurück. Dort angekommen fing ich ein kleines Gespräch mit den „Organisator“ an. Bei solchen Sachen gibt es nichts wichtigeres als nicht vergessen zu werden. Und so mach ich auf mich aufmerksam bis ich im richtigen Bus bin. Wir unterhielten uns über meine Kette und wo ich den herkomme. Natürlich beherrschte er die dt. Sprache auf dem asiatischen Niveau. Links und rechts wurden die Anderen den einzelnen ankommenden Bussen zugeteilt. Als wir nur noch zu Fünft waren, ging ich nochmal zu meinem neuen „Freund“. Nun fing es an uns restlichen Bus aufzuteilen. Ich stand da nun als „letzter“ Mann (wie früher im Sport – da war ich auch immer so gut und wurde immer zuletzt gewählt).

Er meinte dann zu mir ich soll ihm folgen. Irgendwie ist das immer dasselbe. Der Kerl hat ein Speed drauf und man versucht irgendwie den Typen nicht in der Masse von Menschen zu verlieren. Mit 25 kg Gepäck (17 kg Backpack und 8 kg Rucksack) läuft man auch nicht so schnell. Mein Freund stoppte und winkte einen Motorradfahrer zu. Geld wechselte seinen Eigentümer und er sagte mir ich wäre der einzigste Gast mit dem Zielort und der Motorradfahrer bringt mich zum Bus. Ich dachte nur der Kerl verarscht dich. Ich habe Gepäck auf dem Rücken und ich steige nicht auf den Roller.

Nun stehe ich da und werde angeschaut von allen Seiten. Die Frage nach einem Helm wurde damit abgetan, dass es nur 3-4 Minuten sind. Dafür braucht man keinen Helm. Vor meinen inneren Augen wurde ich gerade in einem thailändischen Krankenhaus wach und man teilte mir mit das ich ein Unfall hatte. Ohne den Gedanken weiter zu denken, stieg ich eigentlich nur motorisch gesteuert auf das Bike!

Die Fahrt dauerte auch wirklich nur 3 Minuten. Für mich verbrachte ich auf den Ding mehrere Stunden und jede Kreuzung/Bremsvorgang brachte mir einen neuen Herzinfarkt. Ich hielt mich so Stark an der hinteren Halterung fest, dass meine Hände schmerzten und ich ein paar Minuten brauchte meine Hand wieder zu entspannen. Als ich den Mini-Bus erreichte und mir die anderen Insassen den korrekten Zielort bestätigten, war ich nervlich am Ende. Die weitere Fahrt verlief ohne weitere Vorkommnisse. Gegen 20:30 Uhr waren ich in Pattaya.   

Author: Ralle

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