Der tägliche Überlebenskampf eines Backpackers

Das Leben eines Backpackers hat ja positive und negative Gesichtspunkte. Neben den schönen Momenten, wenn man an den Twin Towers in Kuala Lumpur steht oder wenn man an den vielen Stränden von Koh Samui sitzt, gibt es auch die Momenten an den es nicht so schön ist. 

Marco ist ja seit neuesten ein Backpacker und ich war gespannt, wann er die „dunkle Seite“ erlebt. Hierfür musste ich bis Chenang warten. Chenang ist ein kleines Örtchen auf Langkawie. Wir hatten uns ein Doppelzimmer genommen und das Zimmer war für europäische Verhältnisse eher mit einem oder gar keinen Stern ausgezeichnet. Die Toilette war nicht dicht und so roch es nach Urin im Bad. Grundsätzlich war das Bad mehr kaputt als heile. Der Abfluss funktionierte nicht richtig und so war eine Nutzung des Waschbeckens eher unmöglich. Auch verirrte sich ab und an ein Insekt in das Zimmer. Marco ging dann auf Jagd (das Zimmer war ca. 2,5m hoch und Marco mit seinen 1,70m hatte da schwere Karten).

Das Motel bot kein Frühstück an und so gingen wir früh auf Nahrungssuche. Leider ist die Gegend zu dieser Saisonzeit „tot“ und fast alles Läden waren geschlossen. Wir fanden nach geraumer Zeit etwas und mussten für ein eher schlechtes Frühstück eine Stunde warten und bezahlten für malaysische Verhältnisse einen großzügigen Preis von ca. 50 RM (ca. 10€ – Vergleich ein warmes Essen bekommt man hier für ca. 7 RM ca. 1,50€).

Wir dachten somit nicht über eine Verlängerung der Unterkunft nach und checkten nach 2 Nächten wieder aus. Auf Marco wartete eine Überraschung in der nächsten Unterkunft. Diese Unterkunft war preislich für ein Apfel und Ei zu haben. Alleine der Weg dorthin war ein Abenteuer. Der Taxifahrer kannte die Unterkunft nicht und so stiegen wir lt. Google „in der Nähe“ aus und begaben uns auf die Suche. Die Lokals kannten die Unterkunft auch nicht und ein alter Holländer meinte dann zu mir

Hier machen ständig neue Unterkünfte auf bzw. schließen wieder oder nennen sich einfach um.

Als ich dann die Straße entlang gelaufen bin (Marco passte auf die Taschen auf. Zu zweit unterwegs zu sein hat wirklich viele Vorteile), habe ich dann auch ein Schild mit dem Namen des Hostel gefunden. So machten wir uns dann gemeinsam auf dem Weg. Kurz vor dem Eingang kam uns eine Backpackerin entgegen und ich fragte sie wie sie die Unterkunft empfand. Sie meinte die Dorms sind ok – Wir checkten also ein!

Aus meiner Sicht ist das Hostel sehr sozial. Wir wurden direkt von Engländern und Deutschen angesprochen. Auch wurde uns noch ein Frühstück angeboten (wir wollten uns im Motel nicht noch einmal auf die Suche machen und hatten somit noch nichts gegessen). Danach hören aber die guten Nachrichten auf. Marco verabschiedete sich kurz und war auf den Weg zur Toilette. Als er wiederkam, war seine Stimmung auf den Tiefpunkt und er fing an

Die Toiletten bzw. Duschen sind ein Witz. Alles war nass und unhygienisch. Er geht hier nicht mehr auf Toilette.

Im Zimmer angekommen, meinte eine Engländerin zu uns, dass die Stufen zum oberen Bett kaputt sind und er daher „anders“ hochklettern müsste. Bei dem Versuch das Bett zu erklimmen, kam ihm das Bett entgegen (es war nicht an der Wand fixiert). Irgendwie hatten es Marco dann geschafft und er stellte fest, dass das Bett bei jeder Bewegung so laut quietschte das es unüberhörbar war. Ich von meiner Seite probierte es erst gar nicht. Mich erreichten die selben Probleme am Abend und wir beide sorgten für die Unterhaltung der Engländer im 8-Bett-Dorm.

Jetzt kann man sich fragen, warum Marco und ich uns sowas antun und nicht in einen der vielen Ressorts uns einrichten. Grundsätzlich kann man das machen, aber die Abenteuer und Erkenntnisse bleiben aus. Nebenbei wollten wir eigentlich mit ca. 30€/Tag auskommen. Tatsächlich komme ich auf ca. 40-50€/Tag. Hintergrund liegt einfach daran, dass ich die letzten paar Tage versuche das Leben zu genießen und nicht zwangsläufig aufs Geld schaue. Aber ich will mein Geld auch nicht sinnlos rausschmeißen. Die Erfahrung zeigt aber ,dass man zu zweit mehr unternimmt und somit auch mehr Geld ausgibt. Anyway wir wollten die Kosten reduzieren und man kann hier gute Unterkünfte zu je 10€/Nacht bekommen.

Ich hatte mir in der Zeit, wo Marco auf der Toilette war, einen Tee geholt und dachte über das weitere Vorgehen nach. Marco kam zurück und der Entschluss die Unterkunft am nächsten Tag zu verlassen war gefasst. Jetzt kommt dann der Teil, wo man Booking nach Unterkünften durchsucht und versucht unter den Haufen von Unterkünften die eine oder andere zu finden, die mit dem Preis-Leistungs-Verhältniss und unseren Budget übereinstimmt. Nach ca. 30 Minuten hatte ich ein Resort gefunden das 15€/Nacht inclusive Frühstück kosten sollte. Mit dem Argument des vorhandenen Pools versuchte ich Marco zu überreden. Großartiges Argumentieren war nicht notwendig gewesen. Marco wäre wohl zu diesem Zeitpunkt mit allem einverstanden gewesen.

Die nächste Unterkunft war der Hammer und wir konnten die negativen Kommentare auf Booking nicht nachvollziehen. Hier wurde bemängelt, dass Dusche und Toilette „eins“ sind (ist fast überall in Asien der Fall) oder der Pool wäre zu „klein“ (Ansichtssache! Es ist kein Mega-Resort, sondern mit max.10 Poolplätzen eher übersichtlich). Da nur ca.4 Gäste anwesend waren (geschätzt, wir haben außer ein russisches Pärchen kaum jemand gesehen), hatten wir die kleine Anlage für uns alleine. 

Das Leben eines Backpacker hängt an vielen seidenen Fäden und ein kleiner Punkt (nasses Toilettenpapier) kann einen ganzen Tag ruinieren. Am Ende genieße ich die Kleinigkeiten im Leben und schätze diese. Hierfür gebe ich euch mal ein kleines Beispiel. Als die Zeit in Koh Samui zu Ende ging, breite ich meinen Rucksackinhalt auf meinen Bett aus. Plan war diesen Inhalt „effizienter“ zu packen. Als ich meine Jacke in der Hand hatte (hab mich gewundert, dass ich meine dickere Jacke mitgenommen hatte), habe ich die Taschen auf Inhalt überprüft. Neben einen halb aufgelösten Bonbon (der hat wohl die warme Zeit nicht überstanden), habe ich eine Packung Taschentücher gefunden und ich hab mich gefreut als wäre diese Gold wert. Die letzten richtigen Taschentücher hatte ich vor 4 Monaten in der Hand gehalten und seitdem musste Toilettenpapier herhalten. Reißfest war das aber nicht wirklich. Nach den Schnauben die Hälfte des Nasseninhalts in der Hand zu halten ist für mich kein nennenswertes Erlebnis.

Author: Ralle

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